Doppelbesteuerungsabkommen: Die 183-Tage Regel

Marcel Rolnik

Die 183-Tage-Regel

Die 183-Tage-Regel einfach erklärt

Wer in zwei Ländern lebt oder arbeitet, hat oft mit der Frage zu tun: In welchem Land muss ich Steuern zahlen? Hier kommen Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) ins Spiel. Besonders wichtig ist dabei die sogenannte 183-Tage-Regel. Doch was bedeutet das genau?

Was sind Doppelbesteuerungsabkommen?

Doppelbesteuerungsabkommen sind Verträge zwischen zwei Staaten, die verhindern sollen, dass eine Person für dasselbe Einkommen in beiden Ländern Steuern zahlen muss. Sie regeln, welches Land in welchem Fall das Recht hat, Steuern zu erheben.

Die 183-Tage-Regel: Was steckt dahinter?

Doppelbesteuerungsabkommen Regel

Die 183-Tage-Regel ist eine häufige Klausel in Doppelbesteuerungsabkommen. Sie besagt, dass eine Person, die sich weniger als 183 Tage im Jahr in einem Land aufhält, in der Regel nicht in diesem Land steuerpflichtig wird. Stattdessen bleibt das Heimatland für die Besteuerung zuständig.

Wie werden die 183 Tage gezählt?

Die 183 Tage beziehen sich in der Regel auf ein Kalenderjahr oder einen 12-Monatszeitraum, abhängig vom Abkommen. Gezählt werden alle Tage, an denen sich die Person physisch in dem Land aufgehalten hat – auch Wochenenden und Feiertage.

Welche Ausnahmen gibt es?

Die 183-Tage-Regel greift nicht immer. In manchen Fällen kann trotzdem eine Steuerpflicht im anderen Land entstehen, beispielsweise wenn:

  • Der Arbeitgeber oder die Betriebsstätte im anderen Land ansässig ist.
  • Die Vergütung von einer Organisation im anderen Land gezahlt wird.

Praxisbeispiel 1: Arbeitnehmer mit Auslandseinsatz

Steuern im Ausland

Anna ist deutsche Staatsbürgerin und arbeitet bei einem deutschen Unternehmen. Ihr Arbeitgeber schickt sie für ein Projekt für 5 Monate (150 Tage) nach Frankreich. Obwohl sie in Frankreich arbeitet, bleibt sie weiterhin in Deutschland steuerpflichtig, da sie die Grenze von 183 Tagen nicht überschreitet und ihr Arbeitgeber in Deutschland ansässig ist. Frankreich erhebt in diesem Fall keine Steuern auf Annas Einkommen.

Praxisbeispiel 2: Selbstständiger Unternehmer

Mohammed ist selbstständiger ITBerater aus Österreich und betreut ein Projekt in Italien. Er arbeitet 190 Tage im Jahr vor Ort in Italien und wird dort direkt von einem italienischen Unternehmen bezahlt. Da er die 183-Tage-Regel überschreitet und die Vergütung aus Italien stammt, ist er in Italien steuerpflichtig. Österreich kann keine Steuern auf das Einkommen aus Italien erheben.

Was bedeutet das für Arbeitnehmer und Unternehmer?

Für Arbeitnehmer im Auslandseinsatz kann die 183-Tage-Regel bedeuten, dass sie weiterhin im Heimatland steuerpflichtig bleiben, solange sie die Grenze von 183 Tagen nicht überschreiten. Unternehmer hingegen müssen auch die Betriebsstättenregelungen in den Abkommen beachten, da diese die Steuerpflicht unabhängig von der Aufenthaltsdauer regeln können.

Warum ist die 183-Tage-Regel wichtig?

Die Regel hilft, klare Steuergrenzen zu setzen und Steuerpflichten zu vermeiden, die aus kurzen Aufenthalten in einem anderen Land entstehen könnten. Gleichzeitig schützt sie vor unerwarteten Steuerbelastungen, wenn die Aufenthaltsdauer gering bleibt.

Fazit: Klare Regeln für die internationale Steuerpflicht

Die 183-Tage-Regel ist ein zentraler Bestandteil vieler Doppelbesteuerungsabkommen und bietet Orientierung für alle, die international tätig sind. Um Unsicherheiten zu vermeiden, ist es wichtig, die Regelungen des jeweiligen Abkommens zu kennen und im Zweifel steuerlichen Rat einzuholen.

Genutzte Stock-Fotos: Foto von Ivan Samkov, Foto von Sora Shimazaki, Foto von Anete Lusina

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